Aus­wir­kun­gen von KI auf die Musikbranche

Musik ist das Herz­stück des Radios und erfährt durch den Ein­satz von gene­ra­ti­ver künst­li­cher Intel­li­genz eine Ent­wick­lung, deren Aus­wir­kun­gen Gold­me­dia in einer aktu­el­len Stu­die näher unter­sucht hat. In unse­rem neu­es­ten Bei­trag wer­fen wir einen Blick auf diese Stu­die und dis­ku­tie­ren die Chan­cen und Her­aus­for­de­run­gen, die KI für Komponist:innen und Verleger:innen bedeutet.

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Mög­lich­kei­ten und Schwie­rig­kei­ten in der Nut­zung von KI

Die GEMA hat gemein­sam mit ihrer Part­ner­or­ga­ni­sa­ti­on in Frank­reich, der SACEM, die welt­weit erste umfas­sen­de Stu­die in Auf­trag gege­ben, um die Aus­wir­kun­gen von gene­ra­ti­ver künst­li­cher Intel­li­genz auf die Musik- und Krea­tiv­wirt­schaft zu unter­su­chen. Die Stu­die wurde von Gold­me­dia durch­ge­führt. Sie bie­tet einen detail­lier­ten Über­blick über die Mög­lich­kei­ten und Her­aus­for­de­run­gen, die der Ein­satz von KI in der Musik­in­dus­trie mit sich bringt. Sie basiert auf einer Markt­ana­ly­se, Inter­views mit 16 Exper­tin­nen und Exper­ten sowie einer Umfra­ge unter mehr als 15.000 Kom­po­nis­tin­nen und Kom­po­nis­ten und Ver­la­gen, die bei der GEMA oder der SACEM regis­triert sind.

Nut­zung von KI inten­si­viert den Wettbewerb

Gene­ra­ti­ve KI setzt die tra­di­tio­nel­len Ein­kom­mens­quel­len vie­ler Musik­schaf­fen­der erheb­lich unter Druck. Pro­gno­sen zufol­ge könn­ten bis zum Jahr 2028 27 Pro­zent der Ein­künf­te von Künstler:innen durch den Ein­satz von KI gefähr­det sein. Dies ent­sprä­che einem Ver­lust von fast 950 Mil­lio­nen Euro im genann­ten Jahr und würde sich im Zeit­raum 2023 bis 2028 auf geschätz­te 2,7 Mil­li­ar­den Euro sum­mie­ren. Mit fort­schrei­ten­der Ent­wick­lung ist daher mit einem inten­si­ven Wett­be­werb zu rech­nen, ins­be­son­de­re in den Seg­men­ten, in denen KI die tra­di­tio­nell von Men­schen geschaf­fe­ne Musik zu erset­zen droht. Die in der Stu­die inter­view­ten Künstler:innen tei­len eine gemein­sa­me Besorg­nis: Eine deut­li­che Mehr­heit von 71 Pro­zent äußert, dass Künst­li­che Intel­li­genz die finan­zi­el­le Basis von Musik­schaf­fen­den bedro­hen könnte.

Wie KI bereits in der Musik­in­dus­trie ein­ge­setzt wird

Im Juli 2023 ver­öf­fent­lich­te Der Spie­gel einen Arti­kel mit dem Titel „Das klingt ja wie ich!“, der einen Fall beschrieb, in dem ein Lied mit dem Namen „Heart On My Slee­ve“ fälsch­li­cher­wei­se Drake und The Weeknd zuge­schrie­ben wurde. Tat­säch­lich stammt der Song von einem Künst­ler namens ghostwriter997, der die Stim­men der bei­den bekann­ten Musi­ker mit­hil­fe künst­li­cher Intel­li­genz geklont hat. Der Track erhielt Mil­lio­nen von Klicks, bevor er von der Uni­ver­sal Music Group wegen eines angeb­lich urhe­ber­recht­lich geschütz­ten Samples gesperrt wurde.

Die Skep­sis ist groß

Laut der Stu­die haben 35 Pro­zent der inter­view­ten Krea­ti­ven, KI-Tech­no­lo­gien bereits in ihre Arbeits­pro­zes­se inte­griert. Bei den jün­ge­ren Umfra­ge­teil­neh­mern, die unter 35 Jahre alt sind, liegt der Anteil sogar bei 51 Pro­zent. Trotz die­ser zuneh­men­den Inte­gra­ti­on von KI in der Musik­bran­che herrscht unter den Befrag­ten Skep­sis: Eine Mehr­heit von 64 Pro­zent glaubt, dass die Risi­ken, die mit der Ver­wen­dung von KI ein­her­ge­hen, deren Vor­tei­le übersteigen.

Grafik KI Musikbranche

Regu­lie­rung zum Schutz des Urheberrechts

95 Pro­zent der Musik­schaf­fen­den und Ver­la­ge appel­lie­ren an die Her­stel­ler von KI-Tools, offe­ner zu kom­mu­ni­zie­ren. Zusätz­lich erwar­ten 93 Pro­zent von den poli­ti­schen Kräf­ten, den Her­aus­for­de­run­gen, die sich im Schnitt­feld von KI und Urhe­ber­recht auf­tun, mehr Auf­merk­sam­keit zu schen­ken. 90 Pro­zent der Befrag­ten gaben dar­über hin­aus an, dass Urhe­ber­rechts­in­ha­ber um Erlaub­nis für die Nut­zung von Trai­nings­da­ten gebe­ten wer­den müs­sen. Für eine sol­che Frei­ga­be soll­ten sie nach Mei­nung von eben­falls 90 Pro­zent der Befrag­ten auch ent­lohnt werden.

Die Stu­die von Gold­me­dia soll einen Bei­trag dazu leis­ten, diese wich­ti­ge Dis­kus­si­on vor­an­zu­trei­ben“, betont Dr. Tobi­as Holz­mül­ler, CEO der GEMA, im RADIO­SZE­NE-Bei­trag.

Aus­wir­kung für Radiosender

Der Ein­satz künst­li­cher Intel­li­genz in der Musik­in­dus­trie bie­tet Radio­sen­dern die Mög­lich­keit, neue Talen­te und unbe­kann­te Künst­ler zu ent­de­cken, indem sie Zugang zu einer brei­ten Palet­te von KI-gene­rier­ter oder kura­tier­ter Musik erhal­ten. Dies kann einer­seits eine Her­aus­for­de­rung für eta­blier­te Musi­ker dar­stel­len, die mit der wach­sen­den Popu­la­ri­tät von KI-gene­rier­ter Musik um Sen­de­zeit kon­kur­rie­ren müs­sen. Ande­rer­seits stellt sich die Frage nach dem Urhe­ber­recht und dem Umgang mit DeepF­akes, wie im Fall von Drake und The Weeknd. Gleich­zei­tig ver­spricht die Inte­gra­ti­on von KI eine Berei­che­rung der musi­ka­li­schen Viel­falt im Radio, da KI in der Lage ist, unzäh­li­ge Varia­tio­nen und Genre-Fusio­nen zu schaf­fen, die dem Hörer:innen ein noch nie dage­we­se­nes akus­ti­sches Erleb­nis bie­ten. Dar­über hin­aus könn­ten die Kos­ten für Lizenz­ge­büh­ren sin­ken, wenn Radio­sen­der ver­stärkt auf KI-gene­rier­te Musik zurück­grei­fen, die mög­li­cher­wei­se nicht den­sel­ben Lizenz­an­for­de­run­gen unter­liegt wie tra­di­tio­nel­le Musik.

Fazit

Der Ein­satz von KI in der Musik­pro­duk­ti­on kann krea­ti­ve Pro­zes­se berei­chern und neue wirt­schaft­li­che Mög­lich­kei­ten für die Musik­in­dus­trie und den Hör­funk eröff­nen. Auch wenn der Fort­schritt Risi­ken birgt, kann ein aus­ge­wo­ge­ner Ansatz mit Trans­pa­renz und fai­rer Erlös­be­tei­li­gung dazu bei­tra­gen, dass alle Betei­lig­ten von den Ent­wick­lun­gen pro­fi­tie­ren. Dar­über hin­aus könn­te eine sol­che Her­an­ge­hens­wei­se sicher­stel­len, dass die Krea­ti­ven nicht nur am wirt­schaft­li­chen Auf­schwung teil­ha­ben, son­dern auch ihre künst­le­ri­sche Authen­ti­zi­tät in einer zuneh­mend von Tech­no­lo­gie bestimm­ten Bran­che bewahren.

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Quel­len: GEMA, Gold­me­dia, Radio­sze­ne, Bild via DALL‑E